Die allererste gesammelte Holunderblütendolde ist in diesem Jahr natürlich – fast schon traditionell – in die Teetasse gewandert. Eine größere Sammelaktion habe ich mit der Intention unternommen, Sekt herzustellen. Das ist etwas, das ich schon seit Beginn meiner Kräutersammelei ausprobieren wollte. Doch ich habe mich immer gescheut, schließlich gammelt da was und ich kann es ja gar nicht kontrollieren, das wird doch bestimmt nichts.
Unkontrolliertes Gammeln – Wilde Fermente
Wie dir jetzt vermutlich aber aufgefallen ist: Inzwischen habe ich einige Erfahrung im Fermentieren und keine Scheu mehr vor solchen Experimenten: Fermentierte Gurken, Zucchini, Blumenkohl, Radieschen, Sauerkraut, Rote Beete, Kimchi, scharfe Soße und natürlich Kombucha. Alles passiert mehr oder minder unkontrolliert und ich liebe es. Also wurde nun das Experiment Holunderblüten-Sekt probiert. Der Zucker wird größtenteils wieder von den Hefen verstoffwechselt, zu Alkohol. Der Alkoholgehalt kann auf 3-5 % geschätzt werden. Moment…schrieb Atessa nicht, sie trinkt keinen Alkohol mehr? Das ist richtig. Zwar enthält Kombucha (und auch normaler Apfelsaft) geringe Mengen Alkohol, sonst gibt es den aber hier im Haus gar nicht mehr. Aber ich bin doch so neugierig und möchte wissen wie es schmeckt. 3-5% halte ich da für einen vernachlässigbaren Alkoholgehalt 😉
Keine Zeitreise: heute gibt es Sekt
Für mein zwei Liter Glas habe ich 18 Blütendolden verwendet. Zwei Biozitronen, in Scheiben geschnitten kamen hinzu. Aufgefüllt wurde es mit Zuckerwasser: 2 Liter Wasser und 290 g Rohrohrzucker.
Das Glas habe ich mit einem Stück Stoff abgedeckt. Für etwa drei bis vier Tage bleibt es nun an einem warmen Ort stehen. Das ist bei uns die Küche, die sich zu dieser Jahreszeit sowieso schon frühmorgens aufheizt. Zwischendurch habe ich immer mal wieder umgerührt, damit die vorwitzigen Hollerblüten immer mal wieder unter der Flüssigkeit sind. Das beugt Schimmelbildung vor.
Warten bis es brodelt
Wenn alles gut geht steigen bald kleine niedliche Bläschen auf. Das ist das Zeichen, dass der Ansatz bereit zum Umfüllen ist. Wenn es sehr warm ist, kann das eben auch schon nach einem oder zwei Tagen der Fall sein. Durch ein feines Sieb habe ich alles in eine Schüssel gefüllt und von dort aus in Flaschen. Das sind keine Profibrauflaschen. Wie beim Kombucha auch entlüfte ich mindestens einmal am Tag, damit sie mir nicht platzen. Das ist mir bisher noch nicht passiert. Jetzt heißt es warten: Nach fünf bis sieben Tagen kann man schonmal probieren, je nachdem, wie die Aktivität in den Flaschen ist. Da kann man auch wieder keine Pauschalwerte geben. Oben drauf bildet sich Schaum und Bläschen steigen auf. Ich habe den Sekt recht sauer werden lassen, weil ich es ja nicht so gern süß mag. Wenn’s gut schmeckt: Ab damit in den Kühlschrank. Dort hält sich das noch eine Weile, wie lange kann ich nicht sagen. Drei Monate aber mindestens, wenn er nicht schon vorher auf mysteriöse Weise verschwunden ist.
Sprudelnder Genuss für warme Sommerabende
Interessanterweise war der Hollerblütensekt recht dickflüssig. Das konnte man beim Eingießen in die Gläser erkennen. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an die Unternachbarn, mit denen zusammen verkostet wurde. Wir haben nämlich keine passenden Gläser und so wären es Fotos mit Tassen geworden *lach*. Auch nicht schlimm, doch so war es ein wirklich netter Abend. Vom ihrem Balkon konnten die ersten Himbeeren geerntet werden und Minzblätter sind auch mit in die Gläser gewandert.
Wie man sieht: Es sprudelt schon ordentlich (auch ohne Himbeeren, Eis und Minzblätter). Lecker säuerlich-fruchtig, gar nicht blumig. Ein leckeres Getränk, erfrischend. Davon mache ich nochmal was, denke ich. Alkoholtechnisch können wir jetzt leider nur recht unprofessionell dazu sagen: Ein bisschen was merkt man. Aber vielleicht auch, weil man es erwartet. Tendiert eher Richtung Limonade.
Was schief gehen könnte
In der Theorie kann natürlich bei der Herstellung was daneben gehen. Fehlgärungen könnten entstehen, aber das würde man definitiv riechen (und schmecken…). Das will niemand trinken. Wenn es faul riecht haben sich die „falschen“ Bakterien vermehrt, das sollte dann auch nicht getrunken werden. Außerdem könnte das Ganze zu sauer werden, wenn man es zu lange stehen lässt. Das ist dann nicht ungesund. Wenn es aber nicht schmeckt, sollte man vom Sektfrühstück doch absehen. Wie beim Kombucha auch kann die Flüssigkeit aber gut als Salatdressing verwendet werden, wie normaler Essig eben. Ansonsten muss man keinerlei Angst haben, dass man da „irgendeinen Fusel“ zusammenbraut 😉 Den eigenen Sinnen vertrauen und genießen. Und wer mag: Gerne teilen. Also ich mag ja nicht so gerne, das ist ja schon ziemlich lecker… 😀