Langeweile auf dem Balkon?


Hexenbalkon, Hexengarten, Hortus Sursum / Freitag, Mai 1st, 2020

Jeden Tag Neues

Auf dem Balkon passiert ständig etwas: Die fast schon exotisch anmutenden Knospen des Goldlacks öffnen sich, Bienen schlüpfen und bauen an ihren Niströhren, die Blaumeisen kommen vorbei und picken Blattläuse, streiten sich mit den Spatzen und Grünfinken ums Futter. Die Amseln baden, veranstalten eine kleine Erdschlacht und die Pflanzen tauchen auf einmal an Stellen auf, wo ich sie ganz bestimmt nicht hingesetzt habe. Überall ist etwas los. Langeweile kann da gar nicht aufkommen und wenn doch? Tee kochen, Decke ausbreiten (wenn denn doch ein bisschen Platz zwischen all den Pflanzen zu finden ist *räusper*) und still werden, warten. Bald passiert dann doch wieder was. Langweilig wird es also doch gar nicht, man darf nur genau hinschauen und aufpassen.

Farben- und Formenvielfalt

Gerade fällt mir wieder auf, wie unglaublich vielfältig es auf meinem Balkon ist. Rosetten, Sterne, Puschel, Glöckchen, Elfenkleidchen, Blau, Violett, Gelb, Orange, Rot und Grün in so vielen Schattierungen.

Der blaue Borretsch hat mich in diesem Jahr besonders mit seiner Blüte überrascht. Den Winter über wuchsen die Blätter in einem Topf, in dem eigentlich eine Kugeldistel ihren Platz finden sollte. Ich habe mich schon die ganze Zeit gefragt, was das denn wohl werden soll. Irgendwann war klar: Dem Borretsch gefällt es richtig gut. Er durfte bleiben, die fast schon zerdrückte Kugeldistel hat einen neuen Platz gefunden.

Zuwachs auf dem Balkon gibt es auch: Eine Skabiose und noch eine Polsterglockenblume. Extra so gepflanzt, dass der rege Insektenbetrieb direkt neben dem Platz für die Sitzdecke stattfindet. Etwas Platz habe ich natürlich gelassen. Ein bisschen. Denn ein bisschen genießen darf man auf dem Balkon ja schließlich auch.

Neuer Platz für die Tomatenpflanzen

Die Sitzecke ist in in diesem Jahr gewandert. Vorher war sie dort, wo nun die Pflanzsäcke mit den Tomaten stehen. Das ist jedoch direkt unter dem Mitbewohnerfenster und da wir bei nicht so stürmigem Wetter natürlich oft draußen sitzen ist es so für alle angenehmer und jeder hat seine Privatsphäre. Hinzu kommt: Tee oder Essen kann direkt um die Ecke gestellt werden, kein Balanceakt und Durchquetschen mehr zwischen der weißen Säule und Wand. Zumal nach meiner Vorstellung in diesem Jahr daran echt einiges hochranken darf: Minigurken, Feuerbohnen und Jiaogulan. Mal sehen, ob die sich vertragen.

Dort hinten blüht es gerade auch ganz Blau: Katzenminze und Kriechender Günsel. Noch sind die Tomaten klein. Oh und die Chilis auch, die hätte ich fast vergessen. Drei Sorten gibt es.

In den #beedabei-Kästen grünt und blüht es auch schon fleißig. An einigen Stellen hatte ich Färberkamille und Vogelmiere entfernt und mit einer Blühmischung nachgesät. Darum liegen da vorn auch noch die Stöckchen. Die verstecken die Samen nämlich auch ein bisschen vor den Vögeln und hindern die Amseln am Wühlen.

Hecke auf dem Balkon

Um ein wenig von der Straße abzuschirmen und für ein bisschen Sonnenschutz zu sorgen, webe ich gerade jeden neuen Trieb meiner Him- und Brombeerpflanzen um das Geländer. Essbarer Sichtschutz, wenn man so möchte.

Dafür darf auch irgendwann wieder der Lavendel hier in dem Topf sorgen. Im ersten Jahr in dieser Wohnung war er richtig hoch gewachsen und hat das Badezimmerfenster ziemlich verdeckt. Auch der Thymian darf gern noch buschiger werden.

Und auf dem anderen Balkon?

Den Südostbalkon durfte ich die letzten Wochen fleißig gießen. Die Erde in viele Kästen war ziemlich ausgetrocknet und hatte sich zusammen gezogen. Sie ist jetzt erst nach dem Regen wieder aufgequollen. Den Thymian stört das nicht. Er erfreut mich zuverlässig in jedem Jahr mit seinen kugeligen Blüten. Die Insekten haben auch ihren Spaß. Praktischerweise ist die Pflanze wanderfreudig und klettert mit ihren Trieben munter durch die Balkonkästen. Sobald sie Erde unter den Füßen verspürt schlägt sie Wurzeln. Ziemlich praktisch.

Im kleinen Gewächshaus hatte ich nach dem Feldsalat vorgezogene Radieschen eingepflanzt und Salat gesät. Diese lustige Eiszapfensorte haben wir noch nicht probiert, doch lange kann ich meine Neugierde wohl nicht mehr zügeln…

So, nun möchte ich aber raus auf den Balkon. Meine Feuerbohnen wollen in die Erde. Hab einen schönen ersten Maitag! Und falls es bei dir regnet, du aber gern noch mehr über meinen Balkon lesen magst: Birgit Schattling hat eine ausführliche Zusammenfassung unseres Gesprächs über den Hortus Sursum auf der Website des Bio-Balkon-Kongresses veröffentlicht. Schau doch vorbei 🙂

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