Ausflug der Überwinterungsgäste


Hexengarten, Hortus Sursum / Dienstag, Mai 12th, 2020

Im Zuge meiner Beschäftigung mit der insektenfreundlichen Balkonbepflanzung hatte es nicht lange gedauert, bis ich auf die verschiedenen Arten von Nisthilfen für Wildbienen gestoßen bin. Was es nicht alles gibt! Holz, Ton, Bambus, selbstgestaltet, langwierig hergestellt oder gekauft. Was mir ganz schnell klar war: Man kann auf jeden Fall eine Menge falsch machen und das was meist im „normalen“ Laden zum Kauf geboten wird ist eher für die Tonne. Ich empfehle zum Einlesen die Seiten von Werner David und sein Buch „Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen“ (vorsichtshalber nachträglich als Werbung gekennzeichnet, hab ich selbst erworben). Auf seinen Seiten findest du aber auch kostenlos alle Informationen die es zur Gestaltung einer wildbienenfreundlichen Nisthilfe braucht. Diese Unterseite beschäftigt sich komplett damit und ein PDF zum Download gibt es auch von Herrn David.

Klar helfe ich den Bienen, ich hab ein Insektenhotel

Was mir ebenfalls schnell klar wurde: Atessa, damit leistest du jetzt nicht wirklich einen Beitrag zum Insektenschutz, das ist mehr für dich selbst. Weil es eben Freude macht, die Insekten zu beobachten wie sie fleißig ein- und ausfliegen um ihre Brutzellen zu bauen. Doch die Insekten benötigen viel mehr als eine Insektennisthilfe, sie benötigen komplexe Lebensräume für den Arterhalt. Mit der Anbringung einer Insektennisthilfe ist das nicht getan und doch denken genau das viele Menschen. Herr David spricht in diesem Kontext von der „Alibifunktion“ der Nisthilfe. Schließlich hat man jetzt großzügigerweise eine Nisthilfe erworben und aufgestellt, damit hilft man doch schon ausreichend den Insekten. Es hängt dann da, wird vielleicht die erste Zeit beobachtet, vielleicht wagt sogar eine Mauerbiene den Brutzellenbau. Das war es dann jedoch oft auch mit dem Naturschutzgedanken. Beschäftigt man sich intensiver mit den Wildbienen wird man schnell feststellen: Man hilft mit der Nisthilfe nur den aktuell noch häufigen Hohlraumbewohnern unter den Wildbienen. Der weitaus größere Teil der Wildbienen nistet im Boden. Man wird auch nie wieder von einem Hotel für Insekten sprechen, wenn man erst einmal den Entwicklungsprozess einer Wildbiene verstanden hat. Eine Erklärung zu dieser irreführender Bezeichnung findest du hier auf Wildbienen.info. Ja, ich könnte dass auch jetzt hier erklären. Doch ich mag dich gern zur Recherche anregen, wenn du die Antwort noch nicht kennst.

Beobachtungsnisthilfen sind spannend

Wenn man erwachsene Menschen dabei beobachtet hat, wie sie voller Faszination in Nähe der Nisthilfe warten und beim ersten Erscheinen der Fühler einer frischgeschlüpften Wildbiene zu jubeln beginnen ist der eigentliche Nutzen der Nisthilfe klar: Sie weckt und unterstützt die Begeisterung und das Interesse für diese Tiere. Wer beobachtet, Fragen stellt, die Antwort (noch) nicht kennt, der wird neugierig. Das gilt für große Menschen genauso wie für kleine Menschen. Ich gehöre definitiv zu denen, die jubeln 😉 Doch auch mein Mann saß fasziniert davor und nun komme ich zu meinem Bericht vom Ausflug der Mauerbienen im Hortus Sursum. Das wollte ich nämlich eigentlich erzählen, es war schließlich auch mein erster Wildbienenentwicklungszyklus, den ich beobachtet habe.

So schaute es in noch im Winter aus. Ein paar Kokons, gelber Pollen und einige tote Larven. Nicht ganz so erfolgreich, doch ich hatte die Nisthilfe auch erst recht spät aufgestellt. Am 16.4. schaute ich morgens noch in die Nisthilfe (eines der Brettchen hat einen Deckel mit Scharnier und ist mit einer dünnen Plastikfolie bedeckt, sodass man zwischendurch neugierig mal schauen kann, was so los ist). Und endlich endlich saßen sie dann ganz kuschelig da: Die Gehörnten Mauerbienen. Die anderen Bienen muss ich verpasst haben, die kleineren Kokons waren schon leer.

Kuschelig: Am Morgen des Ausflugstages

Dann war einiges zu tun an dem Tag und ich habe schon nicht mehr damit gerechnet, dass sie am Nachmittag da sein würden. Mein Mann wollte gern noch einen Kaffee auf dem Balkon trinken und eigentlich war ich gar nicht so motiviert, hatte die Bienen ganz vergessen. Wir schnappten uns dann aber doch die Decke und zwei Kaffeetassen. Und dann ging es los: „Hey, ich hab da Fühler gesehen“ „Wie, was, wo? OHHH!“ Und dann krabbelten sie raus. Eine nach der anderen, zack, flieg, weg. Schnell die Kamera geholt und ein paar Bilder sind dann doch auch noch entstanden. Nicht ganz scharf, es war viel zu aufregend für irgendwelche Feineinstellungen. Ich hatte schnell noch den blühenden Borretsch vom anderen Balkon geholt, damit die Jungbienen etwas zu Futtern in direkter Nähe hatten. Traubenhyazinthen waren spannender und sie mussten dann wohl auch erstmal eine Runde durch die Stadt drehen.

Auf ein neues Jahr

Wie man an dem Niströhrenverschluss oben sehen kann: Auch im nächsten Jahr wird wohl wieder auf dem Balkon geschlüpft. Allzu viel ist gerade noch nicht auf dem Hortus Sursum los. Es kommen viele Hummeln vorbei, Wespen und Schwebfliegen. Ich freue mich schon auf den regen Betrieb. Gerade auf die kleinen Maskenbienen im Juni freue mich in diesem Jahr ganz besonders 😉

2 Replies to “Ausflug der Überwinterungsgäste”

  1. Oh ja, das kann ich so gut nachfühlen! Für mich sind die Mauerbienchen auf Balkon bzw. inzwischen Terrasse ein absolutes Highlight im Frühling. Nisten die Maskenbienen bei dir auch auf dem Balkon? Oder kommen sie zum Blütenbesuch? Die habe ich bewusst noch nicht bei mir entdeckt.

    1. Die sind so flink, ich bin mir nicht sicher. Richtig nisten sehen habe ich sie noch nicht, wobei eine sehr kleine, flinke dunkle Biene an einer Nisthilfe vor zwei Tagen zugange war. Doch sie war so schnell – unmöglich für mich sie genau zu erkennen. Gefreut habe ich mich trotzdem 🙂

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